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Sound des Aufbruchs

Rockmusik im Belarus der 1990er Jahre

Text: Nasha NivaTitelbild: © N.R.M. 15.11.2022

1990 erscheint auf Melodija das Album Dwazzaz Wosmaja Sorka (dt. „Der achtundzwanzigste Stern”). Es ist das erste belarussischsprachige Rockalbum, das auf dem sowjetischen Staatslabel veröffentlicht wird – ohne Eingriffe, ohne Kontrolle, ohne Zensur. Aufgenommen hat es die belarussische Band Mroja, die seit Beginn der 1980er Jahre in der Sowjetrepublik als Pionier für eine neue Musikbewegung hervortreten konnte. Beflügelt von den neuen Freiheiten von Perestroika und Glasnost, von englischsprachigem Metal und Rock und auch von damals einflussreichen polnischen Bands wie Lady Pank entsteht in der Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik eine neue Welle von Musikern und Bands, die ihren Ängsten und Hoffnungen in dieser stürmischen Zeit des Umbruchs auf Belarussisch Ausdruck verleihen. Mit ihren Songs popularisieren sie die lange unterdrückte belarussische Kultur bei einer Jugend, die im Angesicht eines untergehenden Imperiums nach Orientierung und Halt sucht. Damit hatten die Künstler einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die nationale Selbstfindung vieler Belarussen, was sich letztlich auch während der Proteste von 2020  zeigte, als Kultur und Musik eine bedeutende Rolle nicht nur im Protest selbst spielten, sondern auch bei der Ausgestaltung des gesellschaftspolitischen Emanzipationsprozesses im Zuge der Proteste. 

In diesem Special werfen wir einen Blick auf diese Zeit des musikalischen Auf- und Umbruchs, auf die Bands und Musiker, von denen viele mit dem Machtantritt Alexander Lukaschenkos ab Mitte der 1990er Jahre zur Speerspitze einer kulturellen Gegenelite wurden. Gemeinsam mit Nasha Niva blickt dekoder auf die Bedeutung der belarussischen Sprache  für diese Bewegung und zeigt Fotos aus der Musykalnaja Gaseta , die mitunter zum Sprachrohr und kreativen Laboratorium dieser Szene wurde. Ton an!  

QuelleNasha Niva

Laut Musikkritikern und Journalisten waren die 1990er Jahre revolutionär für die belarussische Musik: Eine Zeit der mutigen Experimente und die Geburtsstunde eines echten, gesunden belarussischen Showbusiness. Der Independent-Rock, der sich bereits in den 1980er Jahren aus dem Underground der ausgehenden BSSR hervorgewagt hatte, entfaltete sich jetzt in vollem Umfang und wurde zur wichtigsten Musikrichtung der Epoche. Seine Atmosphäre passte perfekt in die Zeit: Vielschichtig und frei wie das Land, das nach der Erlangung der Unabhängigkeit endlich richtig aufatmen konnte.     

Das hat für mich viel mit Selbstfindung zu tun, mit der Suche einer neuen belarussischen Identität

„Genau genommen waren die 1990er Jahre nicht homogen, eher wie zwei [Jahrzehnte] in einem“, sagt Musiker und Journalist Viktor Semaschko. „Diese Periode unserer Musik- und Kulturgeschichte insgesamt lässt sich in zwei Hälften teilen: 1990 bis 1995 gab es die zweite Phase der Wiedergeburt, der kreativen Revolution und kulturellen Explosion, die 1985 begonnen hatte. 1995 bis 2000 folgte die Zeit der Revanche, der Etablierung der Diktatur und dementsprechend eine Verschärfung der Zensur und schrittweise Unterdrückung und Erstickung alles Lebendigen, dessen Höhepunkt wir heute sehen. In den 1990er Jahren kompensierte man die flächendeckende Armut mit Kreativität und Enthusiasmus. Die Ausrufung der Unabhängigkeit verlieh der Avantgarde neuen Schwung. Und, was wichtig ist: Parallel entstand die erste Welle rein belarussischen (!) Rocks.“

Tatjana Samirowskaja, die in den 1990er Jahren für die Kult-Zeitung Musykalnaja gaseta schrieb, erinnert sich: „Ich begann mich ungefähr zu der Zeit, als Belarus unabhängig wurde, für belarussische Musik zu interessieren. Ich war ein Teenager auf der Suche nach mir selbst, und mit britischer Musik konnte ich mich schwer identifizieren: Ich lebe ja nicht dort. Genauso ging es mir mit dem russischen Rock. Und plötzlich waren da N.R.M., ULIS, Neuro Dubel, und ich begriff – endlich geht es um uns, das sind wir! Es war ein tolles Gefühl, Bands gefunden zu haben, die von dem singen, was um uns herum passiert. Also hat der belarussische Rock der 1990er Jahre für mich viel mit Selbstfindung zu tun, mit der Suche einer neuen belarussischen Identität.“

Ideologisch konforme Vokal-und-Instrumental-Ensembles [aus der Sowjetzeit – dek] gerieten indessen mehr und mehr in Vergessenheit, sie waren nicht mehr gefragt. Unter denen, die es schafften, mit der aktuellen Welle mitzuschwimmen, nahmen die Pesnjary eine Sonderstellung ein. Laut Sjarhej Budkin, dem Gründer des Musikportals Tuzinfm.by, waren sie die ersten, die ein belarussisches Album auf CD herausbrachten: Pesnjary-25, aufgenommen und gedruckt 1994 in Amsterdam. 

Generell war es schwierig mit dem Aufnehmen: Noch 1999 war ein Großteil der Alternativ-Musik auf Kassetten im Umlauf. Wie es den Musikern gelang, ihr Material unter häuslichen Bedingungen auf Band zu bekommen und zu vervielfältigen, ist im Buch Der riesige Schatten des göttlichen Wurms über die Geschichte von Neuro Dubel hervorragend illustriert. „Wir hatten ein Spulentonbandgerät und mussten genau im richtigen Moment auf den Knopf drücken, damit alles schön rund wird. Wir mussten zehn bis zwanzig Mal zurückspulen. Die Aufnahmen machten wir abends nach der Arbeit, manchmal nachts … Einmal klingelte mitten in der Nacht eine Nachbarin. Da waren Jura Naumow [der zweite Sänger von Neuro Dubeldek] und ich gerade richtig in Fahrt. In guter Nachbarschaft versprach ich ihr, nur noch ein letztes, geflüstertes Lied aufzunehmen. Zurück im Zimmer erklärte ich die neuen Auflagen. So entstand auf Bitwa (dem Album Bitwa na motoziklach, Schlacht auf Motorrädern – NN) der Song Lied im Flüsterton.“

Eine eigene Erwähnung wert ist die Veröffentlichung des Narodny albom, dt. „Volksalbum”, im Jahr 1997. Die Idee zu diesem Projekt stammte von dem Grafikdesigner und Dichter Michal Anempadystau, der dafür die Texte schrieb, während Lavon Volski – und teilweise Kassja Kamozkaja – die Musik komponierten. Das aus 27 Tracks bestehende Musical, das die Geschichte einer Kleinstadt im Westen von Belarus in den 1930er Jahren erzählt, gilt heute als Glanzstück der belarussischen Musik.

Die daran beteiligten Musiker gaben später zu, dass sie selbst erst Jahre nach Erscheinen des Albums dessen kulturelle Bedeutung und den Gipfel wirklich erkannten, den sie da gemeinsam erklommen hatten. „Ich halte das Narodny albom für eines der wichtigsten Ereignisse der 1990er Jahre“, sagt Tatjana Samirowskaja. „Ich kann mich noch gut an seine Präsentation im Theater der Jugend erinnern. Als Studenten im ersten Studienjahr hatten wir nicht genug Geld, um hinzugehen. Wir legten alle zusammen und kauften eine einzige Karte für ein Mädchen, das ein gutes Gedächtnis und ein gutes Gehör hatte. Sie nahm das ganze Konzert mit einem Diktiergerät auf, lernte die Lieder auswendig und sang sie uns dann vor – so haben wir das Narodny albom zum ersten Mal gehört.“

Erinnerungen des Produzenten

Anatol Dods produzierte das Album. Auch er berichtet von dem kreativen Improvisationstalent, das man damals aufbringen musste: „Wir hatten so professionelle Funkgeräte, die jedoch für ganz bestimmte Zwecke hergestellt wurden. Die gehörten zu den ersten Computern zur Audiobearbeitung, anstelle von Mehrspur-Aufnahmen. Wir haben dieses Gerät sozusagen als Mehrkanal-Tonbandgerät verwendet. Am Ende gab es keine technische Kontrolle, es waren hauptsächlich Volski und ich. Wenn uns das Ergebnis gefallen hat, haben wir es so gelassen. Auch Michal hat nichts kontrolliert: Er war der Autor der Idee und der Texte, und die Songs waren schon lange einstudiert – auf feuchtfröhlichen Partys, Treffen in Wohnungen. Wir haben es gemacht, weil wir es konnten. Es war eine etwas andere Zeit: Man hat nicht daran gedacht, irgendeine Mission zu erfüllen, jemanden zu erziehen oder so etwas. Es gab eine Gelegenheit – man hat sie ergriffen und umgesetzt. Wir fanden, dass die Songs cool waren, dass es wirklich gutes Material war, also musste es aufgenommen werden.”

Die Vielfalt der neuen Namen brachte eine Menge neuer Bühnen und Festivals hervor, auf denen die Künstler ihre Fans treffen und Erfahrungen austauschen konnten. Der Grundstein war für manche schon in den 1980er Jahren gelegt worden, jetzt konnten sie sich voll entfalten.

„Die Rok-karanazyja [Rock-Krönung – dek] war seinerzeit ein Ereignis, das zur Primetime im Fernsehen lief. Es gab sogar Versuche, am Eingang des Konzertsaals rote Teppiche auszurollen. Eine weitere Besonderheit damals war, dass Unternehmen, auch staatliche Konzerne, die Kultur aktiv unterstützten. Das sah schon witzig aus: Waizjuschkewitsch auf einer Atlant-Waschmaschine, die man als Preis für die Siegerband KRIWI auf die Bühne gehievt hatte“, erzählt Sjarhej Budkin. Ebenfalls in den 1990er Jahren begann das Festival Bassowischtscha, das zwar in der Region Białystok in Polen durchgeführt wurde, aber der belarussischen Alternativ-Musik gewidmet und in Form von Reportagen sogar im staatlichen Fernsehen zu sehen war. Für viele belarussische Bands war ein Auftritt beim Bassowischtscha der erste Gig im Ausland. 

Über Jahre eine feste Größe der belarussischen Rockmusik: die Rok-karanazyja

Ein ganz eigenes Konzept hatte das Festival zum Schutz musikalischer Minderheiten, das 1992 die Wände des heutigen Lyzeums der Belarussischen Staatlichen Universität erzittern ließ. Den Organisatoren zufolge war es damals das erste und größte Indie-Rock-Festival. 

„Alle kannten Mroja, Mjaszowy tschas, Bonda und Novae Neba, während junge Bands nicht ernst genommen wurden. Und dann war da auf einmal ein zweitägiges Festival, das ihnen eine Bühne bot“, erzählt Musiker, Moderator und Showmaster Aljaxandr Pamidorau. „Diese zwei Tage waren für die Mitarbeiter am Haus des Lehrers der absolute Albtraum – und für uns richtig geil.

Nach der Veranstaltung sagte die Leitung, dass hier nie wieder ein Rock-Konzert stattfinden würde

Man bekam keine Tickets mehr, also kletterte einer unters Dach, wollte sich von oben in den Konzertsaal schmuggeln, aber dann brachen unter ihm die Rigipsplatten ein, und er blieb mitten in den Stahlträgern hängen – drei, vier Meter über der Bühne. Wie sie ihn da wieder runterbekommen haben, weiß ich nicht, weil ich am ersten Tag selbst nicht reinkam. Aber dann bin ich in den Technikraum und gab dem Beleuchter was von meinem Getränk ab. Er fragte mich, ob ich eine Weile den linken Scheinwerfer übernehmen wollte. Natürlich wollte ich. Er ging auf die rechte Seite, und ich ließ meine Freunde auf der Bühne in buntem Licht erstrahlen. Nach der Veranstaltung sagte die Leitung vom Haus des Lehrers, dass hier nie wieder ein Rock-Konzert stattfinden würde, und so war es dann auch. Trotzdem war das Festival für viele Bands ein Sprungbrett.“

Im belarussischen Fernsehen liefen damals ein paar ganz anständige Sendungen, deren Moderatoren richtige Stars wurden. 1997 ging die Jugend-Talk-Show 5×5 an den Start. Das war die heißeste Sendung im ganzen belarussischen Fernsehen: Teenager diskutierten live ganz unverblümt über die Notwendigkeit des Turnunterrichts, Beziehungen zu Lehrern, die Stellung der Frau in der Familie und Seitensprünge, Drogensucht, Jugendkriminalität und Schwangerschaft.

man konnte geradezu physisch spüren: Jetzt wird hier endlich alles ganz toll

Eine ehemalige TV-Mitarbeiterin (sie wollte anonym bleiben) erinnert sich, dass Kultursendungen damals zwar der Zensur unterlagen, diese aber vor allem die Qualität des Programms und des musikalischen Materials betraf. „Die Ideen hingen förmlich in der Luft. Man wachte morgens auf und dachte: Oh, ich hatte im Traum eine tolle Idee! Und abends erzählte man sie schon einem Kollegen davon. Es war alles sehr dynamisch, sehr verspielt …“

Die Show Wsjo normalno, Mama mit Larissa Gribaljowa

Ähnlich hat diese Zeit auch Tatjana Samirowskaja in Erinnerung: „Im belarussischen Fernsehen lief jeden Tag etwas Interessantes. Viele junge Leute, fantastische Moderatoren, Clips von einheimischen Bands … Der Musikgeschmack wurde damals durch die Medien geformt, und genau das inspirierte mich dazu, selbst Journalistin zu werden. Es war eine Zeit gigantischer Veränderungen – man konnte geradezu physisch spüren: Jetzt wird hier endlich alles ganz toll. Und ich sage das, weil da eine Zeitlang die coolsten, kreativsten, anti-diktatorischsten Leute am Werk waren, die man sich nur vorstellen kann.“

Progressiv war auch das Radio. Nach Radio Roks, das im Relaisbetrieb lief, ging 1993 der erste private Radiosender, Radio BA, auf einer FM-Frequenz an den Start und sorgte für ordentlich Furore. Doch der bahnbrechendste kommerzielle unabhängige belarussischsprachige Radiosender war damals 101.2 FM, der zunächst den Namen Adradshenne (dt. „Wiedergeburt) trug.  

Das Team von Radio 101.2 FM / Foto: privat

Das war ein nonkonformistisches, rein belarussischsprachiges Radio mit einem klugen Management, das gute Werbekampagnen durchführte und der Wirtschaft kreative Angebote machte, sodass man sofort kostendeckend arbeiten konnte. 

ein nonkonformistisches, rein belarussischsprachiges Radio mit einem klugen Management

Die Sendefreiheit endete damit, dass am 30. August 1996 ein nicht einmal unterschriebenes Fax in die Redaktion flatterte, das besagte: „Der Betrieb des Senders wird zum 31. August 1996 eingestellt aufgrund von Störungen, die der Sender auf der Frequenz 101.2 MHz im Kanal der behördlichen Signalübermittlung Altai verursacht“. 

Aber auch nach der Schließung diente das Studio als kreative Produktionsstätte: Hier wurde zum Beispiel das bereits erwähnte Narodny albom aufgenommen. Die Frequenz 101.2 FM wurde dann aber anderen Sender überlassen, nämlich der Belarussischen Republikanischen Jungen Union (BRSM) und ihrem Sender Stil. Und noch später sendete hier Pilot FM, das ebenfalls der BRSM gehört. Dennoch hatte der Sender 101.2 Einfluss auf die Qualität von anderen Radioprogrammen; außerdem ging der im ostpolnischen Białystok gegründete Nachfolgesender Radyjo Razyja daraus hervor.

Je näher das Millennium rückte, desto fester wurden die Schrauben der künstlerischen Freiheit und Selbstverwirklichung angezogen. Besonders die Zeit nach dem Referendum von 1995, das das Land auf den Weg einer Diktatur mit erweiterten Befugnissen des Präsidenten brachte, war die Hölle.

Zu den ersten Bands, die nachweisbar mit einem Konzertverbot belegt wurden, gehörte zygimont VAZA, deren Mitglieder sich als Antikommunisten deklarierten. Die Bezirksbehörde untersagte ihnen, ein Konzert zu veranstalten, aber die Musiker widersetzten sich und spielten aus Protest auf dem Balkon der Wohnung eines ihrer Bandmitglieder. Natürlich landeten sie wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ auf der Polizeiwache. Aber der Fall ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Künstler damals noch zur Wehr setzten gegen jene finstere Zeit mit ihren „schwarzen Listen“, die langsam heraufzog. 

Die Bands Novae Neba, Ulis und Krama und DeVIAtion (die wegen ihres Songs Milizeiski teror – über den ehemaligen Chef der Bezirkspolizei Berestowiza, der mit der Dienstwaffe seine Frau erschoss und seinen Sohn verletzte – festgenommen und mit Geldstrafen belegt wurde) sind echte Veteranen, was die Auszeichnung mit staatlichen Verboten betrifft. 


„Nach der Unabhängigkeit saugten wir die Freiheit in all ihren Erscheinungsformen gierig in uns ein. In kultureller wie in menschlicher Hinsicht holten wir schnell auf. Aber diese Freiheit dauerte genau bis zu dem Tag, an dem die Verfassung vergewaltigt wurde. Von da an wurden alle freien Menschen gewaltsam aus der Kultur gedrängt. Ein sehr bezeichnender Moment: Bei Radio BA rief jemand an – ich weiß noch, das war in der ersten Hälfte der 1990er Jahre –, der wollte ein Wörtchen mit der Journalistin Olga Alworado sprechen. Es ging darum, dass sie in den Nachrichten den Namen Lukaschenko so flapsig dahinsagte und sich über ihn lustig machte. Auf dieser Ebene war die Kommunikation also noch möglich, und die Beamten waren auch sonst recht mitteilsam. Erst nach der Schließung des Senders 101.2 wurde das Diktat allumfassend“, sagt Aljaxandr Pamidorau. „Die belarussische Musik hatte ein solches Niveau erreicht, dass zum Beispiel Ulis auf derselben Bühne spielten wie Jethro Tull und The Stranglers und in London auf Tournee waren.

Was, wenn sich alles im anfänglichen Tempo weiterentwickelt und der Staat nicht eingegriffen hätte?

Schon auf den Fotos aus den 1990er Jahren sieht man – das waren richtige Stars. In den 2000er Jahren war das alles zwar noch irgendwie da, aber der kreative Drive hat stark nachgelassen. Immerhin gelang es vielen Künstlern, sich über Wasser zu halten und zu überleben, das ist schon toll. Aber was, wenn sich alles im anfänglichen Tempo weiterentwickelt und der Staat nicht eingegriffen hätte? Wir würden jetzt in einem völlig anderen Land mit ganz anderen Bedingungen für Wachstum, Kunst und Medien leben. Es wäre wie in einem Land der EU: mit vielen Clubs, Festivals, Sendern, Künstlern und Möglichkeiten.” Das sagt Sjarhej Budkin, und er fasst zusammen: „Fakt ist, dass wir in den letzten 20 Jahren viel verloren haben und weit zurückgefallen sind.“


Idee und Konzept: Ingo Petz
Design und Umsetzung: Daniel Marcus
Texte: Nasha Niva und dekoder 
Uebersetzung:
Ruth Altenhofer, Tina Wünschmann
Uebersetzungsredaktion: Jennie Seitz
Fotos: Archiv Musykalnaja Gaseta